Chemie-Tarifrunde 2018: Arbeitgeber fordern Tarifpolitik mit Augenmaß
Die IG BCE hat am 12. April 2018 ihre Forderungsempfehlung für die Tarifrunde 2018 veröffentlicht. Die Forderungsempfehlung des IG BCE-Hauptvorstandes besteht aus folgenden Punkten:
- Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 6 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten
- Anhebung des zusätzlichen Urlaubsgeldes für Vollzeitbeschäftigte von 20,45 € auf 40,00 € pro Urlaubstag und für Auszubildende von 449,94 € auf 900,00 € jährlich
Die IG BCE erwartet angesichts steigender Belastungen, rasant wachsender technischer Veränderungen und dem Wunsch der Beschäftigten nach mehr Zeitsouveränität, die sich an den jeweiligen Lebensphasen orientiert, eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung bestehender Arbeitsbedingungen.
BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller äußerte sich zur Forderungsempfehlung der IG BCE am Diesntag in Wiesbaden. „Bei allem begründeten Optimismus: Die IG BCE muss aufpassen, dass sie die Bodenhaftung behält. Ein Entgeltplus von 6 Prozent ist mit uns nicht zu machen. Die Bäume wachsen, aber sie wachsen auch in der Chemie nicht in den Himmel.Wenn wir als Branche weiter wachsen wollen, brauchen wir eine besonnene Tarifpolitik. Eine einmalige Boom-Phase können wir unter anderem mit Einmalzahlungen honorieren. Dann sind wir besser aufgestellt, sobald der Weg wieder steiniger wird. Nachholbedarf gibt es jedenfalls nicht: In der Chemie verdient ein Tarifmitarbeiter in Vollzeit schon heute im Schnitt über 59.000 Euro im Jahr. Zudem können auch die Unternehmen den Euro nur einmal ausgeben. Wer, wie die IG BCE, die Rückkehr zur Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung und höhere Renten fordert, steigert damit die Personalkosten für die Unternehmen. Dann muss man auch akzeptieren, dass weniger Geld für Tariferhöhungen zur Verfügung steht. Spannend wird die Debatte um die Gestaltung der digitalen Arbeitswelt. Die Tarifrunde ist der richtige Rahmen, um Fortschritte für beide Seiten zu erzielen. Über die Verteilung der Arbeitszeit können wir dabei immer reden, aber nicht über eine Verringerung des Arbeitsvolumens. Bei uns wird jeder Mitarbeiter gebraucht. Wir müssen deshalb auch darüber sprechen, wie wir die individuelle Arbeitszeit ausdehnen können, wenn der Mitarbeiter das möchte und der Bedarf im Unternehmen vorhanden ist. Die Debatte um Arbeiten 4.0 ist jedenfalls kein Freibrief für Arbeitszeitverkürzungen."
Die Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten in den 1.900 Betrieben der Chemie- und Pharma-Branche beginnen am 20. Juni 2018.