Chemie-Tarifabschluss erreicht: 3,0 und 2,3 % mit betrieblicher Flexibilität

Nach intensiven Verhandlungen haben Chemie-Arbeitgeber und IG BCE eine Tarifeinigung mit einer Gesamtlaufzeit von 24 Monaten erzielt. In der 1. Stufe steigen die Entgelte um 3,0 Prozent. In der 2. Stufe werden die Entgelte um 2,3 Prozent erhöht. Die tabellenwirksame Tariferhöhung kann bei besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Unternehmens jeweils 2 Monate nach hinten verschoben werden. Die Einigung gilt für 550.000 Beschäftigte in 1.900 Betrieben der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Teil des Tarifpakets ist auch die Weiterentwicklung des gemeinsamen Ausbildungstarifvertrags.

„Diesmal brauchten die Chemie-Sozialpartner keine Verlängerung. Das Ergebnis ist anspruchsvoll, aber für beide Seiten tragbar. In zwei Bundesrunden wurde ein Abschluss erzielt, der Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeitern ausdrückt, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der Branche aus den Augen zu verlieren. Außerdem engagieren wir uns weiterhin gemeinsam für die Nachwuchssicherung, um auch in Zukunft gut aufgestellt zu sein,” so BAVC-Präsidentin Margret Suckale.

BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller sieht in dem Abschluss für die Unternehmen zweifellos einen Kraftakt, der nur durch die lange Laufzeit tragbar ist. Insgesamt sei aber eine Lösung gefunden worden, die die Interessen der Arbeitgeber angemessen berücksichtige.

Auch Hartmut Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein, war bei den zweitägigen Verhandlungen in Lahnstein dabei und sieht in dem Abschluss durch die betriebliche Flexibilität ein wichtiges Signal der Entlastung. Durch die Laufzeit von 2 Jahren ist zudem Planungssicherheit erreicht.

1. Stufe: 3,0 Prozent für 13 Monate – 2. Stufe: 2,3 Prozent für 11 Monate

Folgende Regelungen wurden vereinbart: Die zweistufige Tarifvereinbarung umfasst eine Gesamtlaufzeit von 24 Monaten. Mit der 1. Stufe erhalten die Beschäftigten in den Tarifbezirken Hessen, Nordrhein und Rheinland-Pfalz ab 1. August 2016 3,0 Prozent mehr Geld. Die Auszubildenden erhalten ebenfalls 3,0 Prozent mehr. In den Bezirken Baden-Württemberg, Bayern, Berlin (West), Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sowie Niedersachsen und Westfalen gilt dies ab 1. September 2016. Im Saarland und im Tarifbezirk Ost tritt diese Regelung ab 1. Oktober 2016 in Kraft. Die 1. Stufe hat eine Laufzeit von 13 Monaten.

Die 2. Stufe der Tariferhöhung wird je nach Bezirk am 1. September bzw. 1. Oktober und 1. November 2017 wirksam. Dann erhalten die Beschäftigten ein Entgeltplus von 2,3 Prozent für 11 Monate. Die Ausbildungsvergütungen steigen ebenfalls um 2,3 Prozent. Entsprechend gelten die Tarifverträge je nach Bezirk bis Ende Juli 2018 bzw. Ende August und Ende September 2018.

Unternehmen in besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten (z.B. mit Verlust im abgelaufenen/laufenden Geschäftsjahr oder Nettoumsatzrendite unter 3 Prozent) können die Tariferhöhungen jeweils 2 Monate verschieben. Diese zusätzliche betriebliche Flexibilität trägt der differenzierten Situation innerhalb der Branche Rechnung.

Ausbildungstarifvertrag weiterentwickelt – Fokus auf Ausbildungsvorbereitung

BAVC und IG BCE haben zudem vereinbart, ihr gemeinsames Engagement in der Nachwuchssicherung auszubauen. Das neu geschaffene Programm „Pre-Start” verbessert die Arbeitsmarktchancen Jugendlicher mit besonderem Entwicklungsbedarf u.a. durch die Vermittlung notwendiger Sprachkenntnisse und sozialer Kompetenzen. Während des bis zu dreimonatigen Kurses erhalten die Teilnehmer eine Vergütung von 450 Euro monatlich, die vom Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI) finanziert wird, Die Chemie-Sozialpartner stellen ein Budget von 1 Million Euro für das neue Programm bereit. Darüber hinaus erweitern BAVC und IG BCE ihre bewährten Programme zur Berufsvorbereitung („Start in den Beruf”/„StartPlus”). Künftig können auch Kandidaten über 25 Jahren von diesen Angeboten profitieren.

Die Chemie-Sozialpartner haben zudem vereinbart, das gemeinsam erreichte hohe Ausbildungsplatzniveau auch unter veränderten Rahmenbedingungen (sinkende Schulabgängerzahlen, Trend zur Akademisierung) zu halten.