1. Tarifverhandlung für das Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen

Logo M+E-Tarifrunde "Falsche Zeit für Höhenflüge"

Am Montag, 14. März 2016 starteten in Krefeld mit gut zweistündigen Tarifgesprächen die Verhandlungen zur Tarifrunde 2016 in der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie, nachdem in der letzten Woche bereits in Niedersachsen und für den Nordraum verhandelt worden ist. Die Verhandlungen wurden - wie beim Auftakt üblich - in großer Runde geführt. Die nordrhein-westfälischen Metallarbeitgeber haben die IG Metall aufgefordert, bei ihren Mitgliedern keine unerfüllbare Erwartungshaltung  zu  wecken  und  ihre  Tarifpolitik  an  den  ökonomischen Fakten  auszurichten.  Der  Präsident  des  Verbandes  der  Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW), Arndt G.  Kirchhoff,  sagte   nach  der  ersten  Verhandlung  für  die  rund 700.000 Beschäftigten dieses Industriezweigs,  die  Zielinflation  von  2  Prozent  und  die  Trendproduktivität von 1,1 Prozent seien Phantasiezahlen der IG Metall.

Tatsächlich lägen gegenwärtig die Inflation von Null und die Produktivität bei rund 0,6 Prozent. „Man kann aus einer  lahmenden Ente nun einmal keinen starken Adler machen“, erklärte Kirchhoff. Die IG Metall  plane  eine  reine  Umverteilungsrunde,  eine  auch  nur  annähernde  Umsetzung  ihrer  5-Prozent-Forderung  würde  die  Unternehmen der M+E-Industrie Nordrhein-Westfalens im internationalen Wettbewerb zurückwerfen.

Der  NRW-Metallarbeitgeberpräsident  bezeichnete  die  Tarifrunde 2016  als  „eine  entscheidende  für  die Zukunftsfähigkeit  des  Flächentarifs in Deutschlands bedeutendstem Industriezweig“. Wenn die Mitglieder den Eindruck gewönnen, unter massiven Streikandrohungen  erneut  zu  einem  überhöhten  und  zu  starren  Tarifabschluss    gezwungen  zu  werden,  würden  viele  Unternehmen  der Tarifbindung  den  Rücken  kehren.  „Zur  Erosion  des  M+E-Standorts  Nordrhein-Westfalen  kommt   dann  noch  eine  Erosion des Flächentarifs“, warnte Kirchhoff. Beides könne nicht im Interesse der IG Metall sein. Die wirtschaftliche Lage in den Betrieben sei   außerordentlich  unterschiedlich,  immer  mehr  Unternehmen meldeten Kurzarbeit und sogar Entlassungen. Die Stimmung drohe  zu  kippen,  Zukunftsperspektiven  würden   zunehmend  skeptischer beurteilt. Vor diesem Hintergrund sei ein an der Produktivität orientierter und gleichzeitig differenzierbarer, also flexibel anwendbarer Tarifabschluss notwendig. „Wir müssen in dieser Tarifrunde die Chance nutzen, verloren gegangenes Vertrauen in einen  realitätsnahen  Flächentarif  zurückzugewinnen“,  betonte Kirchhoff.

Die IG Metall NRW kündigte zudem eine bundesweite Offensive für mehr Tarifbindung an. Dies sei eine Gerechtigkeitsfrage auch innerhalb der IG Metall-Mitgliedschaft.
Für die Zeit vom 18. - 22. April 2016 seien bei den Firmen ohne Tarifbindung besondere Aktionen geplant.