75 Jahre Unternehmerschaft Niederrhein

Jean Lenzen, Mitbegründer und erster Vorsitzender der Unternehmerschaft Niederrhein

Wir schreiben die Stunde Null. Krefeld gehört zur britischen Besatzungszone. Industrie und Wohnbebauung sind vom Krieg gezeichnet. Die Gründungsversammlung ist getragen von dem Willen, "sich im Sinne der Besserstellung des Loses der Arbeiterschaft offensiv mit der Gewerkschaft auf einen Weg der Verständigung zu begeben".

Bereits in den ersten 15 Jahren seines Wirkens gelingt es dem Arbeitgeberverband, die Interessen der Industrie zu bündeln und eine starke Stimme der Wirtschaft zu sein. Der Zusammenschluss bietet den Firmen nicht nur Hilfe in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen, sondern koordiniert die unternehmerischen Interessen auf sozialpolitischen und anderen Gebieten.

Anfang der 1960er Jahre ist der Arbeitsmarkt angespannt. Die Zahl der Arbeitslosen ist hoch. Mitte der 60er Jahre sind 20.000 Gastarbeiter in den niederrheinischen Betrieben beschäftigt. Die Bruttogehälter steigen rasant. Das Thema Öffentlichkeitsarbeit wird eine weitere Säule der Verbandsarbeit. Und der Blick geht in Richtung Schulen. Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft bringt Lehrer und Nachwuchs in die Betriebe. Bis heute ist die Unternehmerschaft Brückenbauer ins Arbeitsleben.

Zum 25-jährigen Bestehen konstatiert der Vorsitzende Herbert van Hüllen, dass mit Errungenschaften wie Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum Wohlstand und Zufriedenheit Einzug gehalten haben - auch ein Verdienst der Unternehmerschaft Niederrhein. Zum „50-Jährigen“ anno 1995 richtet Gastredner Richard von Weizsäcker den Blick auf Europa. Das Zusammenwachsen der Völker ist „alternativlos“. Im gleichen Jahr hält der Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ auf Betreiben der Unternehmerschaft Einzug am Niederrhein. In Deutschland ist es heute – im 25. Jubiläumsjahr – der größte Regionalwettbewerb dieses von Henri Nannen gegründeten Formats.

Ab der Jahrtausendwende wird das Beratungsgeschäft für die Mitgliedsunternehmen zunehmend durch eine Vielzahl wichtiger und herausfordernder arbeits- und tarifrechtlicher Themen bestimmt. Die Globalisierung und die Digitalisierung führen zu einem Strukturwandel in den Betrieben von Krefeld über Neuss bis Kleve und von Wesel bis Viersen. Corona ist aktuell eine der größten Herausforderungen für die 24-köpfige Geschäftsstelle der Unternehmerschaft Niederrhein am Ostwall 227. „Doch gerade in solch schwierigen Zeiten ist die Unternehmerschaft Niederrhein für ihre 800 Mitgliedsfirmen ein verlässlicher Partner“, betont Dr. Ralf Sibben, seit 2017 Hauptgeschäftsführer. Mit den Mitgliedsunternehmen soll im Spätsommer 2021 das Jubiläum unter dem Motto „75 + 1“ gefeiert werden.

Die Zeit bis dahin will die Unternehmerschaft Niederrhein nutzen, weiter Netzwerke mit Unternehmen, befreundeten Verbänden, Schulen und Hochschulen, Politik und Verwaltung sowie nahestehenden Organisationen zu knüpfen bzw. diese zu vertiefen. „Es geht um ein partnerschaftliches Miteinander in Vertrauen und Respekt, um die Wirtschaft zu stärken“, sagt Ralf Schwartz, der Vorsitzende des Verbandes.

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Artikel in der Westdeutschen Zeitung vom 22. August 2020.