„Jugend forscht“ im kleineren Rahmen: Plan B zieht
„Das ist sicherlich kein Modell für die Zukunft. Aber ich habe viele positive Stimmen gehört.“ So lautet das Resümee von Dr. Ralf Wimmer nach dem ersten von drei Auswahlverfahren zu „Jugend forscht“. Im Krefelder Gymnasium Fabritianum präsentierten am Freitag 17 Teilnehmer ihre Beiträge für den diesjährigen Wettbewerb. Wegen des abgesagten Regionalwettbewerbs hatte die Unternehmerschaft Niederrhein als Veranstalter kurzfristig entschieden, den Schülerinnen und Schülern in drei dezentralen Auswahlrunden doch noch die Möglichkeit zu geben, ihre Ergebnisse der Jury und einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen und sich für die nächste Wettbewerbsrunde zu qualifizieren.
Diese Botschaft kam an, Plan B zog. „Wir müssen uns bei den Schulen und bei der Jury bedanken, dass Sie uns unterstützt haben, indem sie eine enorme Flexibilität und Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt haben“, sagte Dr. Wimmer, der Patenbeauftragter von „Jugend forscht“ für die Region linker Niederrhein ist. Dieses Lob unterstrichen auch Wettbewerbsleiter Dr. Thomas Zöllner und Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer. „Ich habe hier wieder beeindruckende Dinge gesehen“, sagte der OB, der sich trotz Krisenstab und Coronavirus-Stress die Zeit nahm und das Gespräch mit den Heranwachsenden suchte.
„Wir können nur von Stunde zu Stunde organisieren, je nachdem, wie die Epidemie fortschreitet“, meinte Dr. Zöllner mit Blick darauf, dass hinter den beiden anstehenden Auswahlverfahren am Dienstag im Gymnasium Adolfinum Moers und am Mittwoch im Michael-Ende-Gymnasium Tönisvorst noch Fragezeichen stehen. „Danke, dass ihr hier seid“, rief Dr. Zöllner den Jungforschern an ihren Ständen zu.
In den Sparten „Arbeitswelt“, „Chemie“ und „Geo/Raumwissenschaften“ warf bereits die erste Staffel vor der Frühstückspause eine Menge Wissen und Forschergeist in die Waagschale, um die Jury zu überzeugen. Ralf Schwartz, Vorsitzender der Unternehmerschaft Niederrhein, zeigte sich beispielsweise beeindruckt vom Mini-Sandkraftwerk, das Kezia Alina Sisay (18) und Annika Hecker (17) vom Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasium Mönchengladbach aufgebaut hatten. „Solche jungen Menschen brauchen wir, dahinter steckt eine tolle Idee“, sagte Schwartz aus Sicht der Unternehmer. „Ob Sand, Kies oder ein anderes Material – unser Modell könnte eine Lösung der Energieproblematik sein“, so Kezia Alina, die nach dem Abi Umweltingenieurwesen studieren möchte.
Ein kleiner Vorteil dieses notgedrungen dezentralen Verfahrens war, dass die Jury sich intensiv auf die gezeigten Arbeiten einlassen konnte und genügend Zeit für vertiefende Erörterungen war. „Wie oft habt ihr die Versuche durchgeführt?“, wollte Jurymitglied Vivien Kohlhaas von Joshua Klösters (17) und Till Möllmann (20) aus Kleve wissen, die unter dem Titel „Liegt das Hirn lahm, liegt es vielleicht am Darm“ einen Beitrag im Fach „Chemie“ vorstellten. Madeline Kohlhaas, die wie ihre Schwester Doktorandin im Institutsbereich ist, hinterfragte den Begriff „optische Dichte“, mit dem Joshua und Till ihre Studien belegten. Der Dialog zwischen Jury und Jungforschern wurde so zum Austausch. Die Schülerinnen und Schüler nahmen etliche Ratschläge und Hinweise mit auf ihren weiteren Weg.
Die Jury wiederum zeigte sich beeindruckt von den Talenten, die diese Leistungsschau des Nachwuchses auch in der 25. Jubiläumsausgabe hervorbringt. Für die erst 16-jährige Katharina Thome vom Krefelder Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium war es bereits der 9. Auftritt bei „Jugend forscht“. Diesmal hat sich die Fischelnerin mit dem Problem Kolibakterien in natürlichen Badegewässern beschäftigt, etwa im Elfrather See. „Mein Bruder ist dort gesurft, so bin ich auf die Fragestellung gekommen“, berichtet die Elftklässlerin, die Biologie und Erdkunde als Leistungskurs belegt.
Solche Eindrücke bestärken die Unternehmerschaft Niederrhein, dass die aufwändige Umplanung Sinn gemacht hat und insbesondere von der Jugend dankbar angenommen wird. Dr. Wimmer: „Das war eine gute Entscheidung.“ Die Entscheidung über die Sieger in den acht Fachbereichen fällt – so das Coronavirus es zulässt – in der nächsten Woche.