Teilzeit kann Unternehmen Erfolg bringen

Bild: © Lichthalle Krefeld

"Kinder", provoziert Michael Fechler von der Unternehmerschaft Niederrhein in seinem knackigen Impulsvortrag, "werden nicht mehr erzogen, sondern geelternteilzeitet“. Um die Potenziale von Teilzeitmodellen ging es bei der „Wirtschaft um Vier“-Vortagsveranstaltung in der Sparkasse Krefeld, initiiert durch das Krefelder Netzwerk Wirtschaft & Familie. Mit dieser neuen Reihe möchte das Netzwerk lokalen Unternehmen Praxistipps und Wissen rund um eine familienbewusste Personalpolitik vermitteln. Fechler erklärte, warum moderne, zeitgemäße Arbeitszeitmodelle eine echte Chance darstellen, sich die besten Köpfe zu sichern und den Wirtschaftsstandort Krefeld zu stärken. Gut 60 Unternehmer und Führungskräfte aus Krefeld waren der Einladung gefolgt.

Sehr zur Freude der Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Dr. Birgit Roos, die als erste Gastgeberin der Reihe für mehr Flexibilität in vielen Firmen warb, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass solche Unternehmen gute Chancen auf Erfolg haben. Wir haben 1.000 weibliche Mitarbeiterinnen, davon arbeiten 50 Prozent in Teilzeit, weil wir es möglich machen. So können wir es schaffen, unsere super ausgebildeten Frauen zu binden.“ Flankiert wurde Roos in ihrer Einschätzung von SWK-Vorstand Kerstin Abraham. „Wir stehen ja nicht nur zunehmend im Wettbewerb um die größten Talente, wir verstehen uns auch als familienfreundliches Unternehmen, das die Lebenswirklichkeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auge hat. Unser Erfolg basiert insbesondere auf der Leistungsbereitschaft unserer Belegschaft.“

"Brückenteilzeit ist dabei ein sehr wirksames Werkzeug, diese zu fördern", so Fechler Der Arbeitsrechtler wies darauf hin, dass Teilzeitkräfte insbesondere darum effektiv arbeiten, weil ihnen schlicht die Zeit für überflüssige Beschäftigung fehle. „Ablaufbedingte Wartezeiten“ nannte er die Vergeudung von Arbeitszeit und erklärte: „Teilzeitkräfte glänzen seltener durch Abwesenheit, dafür durch weniger Überstunden und eine hohe Arbeitsleistung“. Und weil in der Wirtschaft alles seinen Preis hat, stellte Fechler dem Nutzen die Kosten gegenüber: „Teilzeit erfordert eine aufwändigere Kommunikation, einen höheren Aufwand in der Führung und in der Personalverwaltung.“ Aber diese Anstrengungen seien eine sehr gute Investition.

Keine Chancen ohne Regeln. Fechler wies darauf hin, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Brückenteilzeit beantragen wollen, dies mindestens drei Monate vor dem gewünschten Termin tun und mindestens sechs Monate im Betrieb sein müssen. Es gilt stets der geschriebene Antrag und der ist dann auch verbindlich. Und sei es eine WhatsApp-Nachricht.  Unternehmen ab 45 Mitarbeiter*innen müssen laut neuer Gesetzeslage je nach Größe einer bestimmten Anzahl von Teilzeit-Wünschen stattgeben. „Auch für Führungskräfte ist Teilzeit eine interessante Variante. Alles geht, wenn ein Unternehmen nur kreativ mit Zeitmodellen umgeht", so Michael Fechler.

Netzwerk-Organisatorin Kristina Freiwald von der Wirtschaftsförderung Krefeld ist sehr zufrieden mit dieser ersten Veranstaltung: „Wir als Netzwerk möchten die lokalen Betriebe dahingehend unterstützen, die eigene Arbeitgeberattraktivität zu stärken und sich somit gegenüber dem umliegenden Wettbewerb erfolgreich auf dem heutigen Arbeitnehmermarkt durchzusetzen. Dies gelingt nur durch Wissenstransfer, BestPractice-Beispiele und persönliche Beratung.“

Die nächste „Wirtschaft um Vier“ findet am 1. Oktober unter dem Titel „Mit Familienfreundlichkeit zu neuer Energie“ in den Räumlichkeiten der SWK Stadtwerke Krefeld AG statt. Anmeldungen unter www.wirtschaft-familie-krefeld.de. Das Krefelder Netzwerk Wirtschaft & Familie setzt sich zusammen aus der Wirtschaftsförderung Krefeld, der Unternehmerschaft Niederrhein, dem Jobcenter Krefeld, der Agentur für Arbeit Krefeld, der Sparkasse Krefeld, der SWK Stadtwerke Krefeld AG und der Gleichstellungsstelle der Stadt Krefeld.