Aus dem Leben: „Von der Plasmakugel zur Promotion – ehemaliger Jugend forscht-Sieger auf dem Weg nach oben“

Es ist ein bisschen wie bei Breaking Bad. Das Experimentelager liegt etwas versteckt, am Rande von Mönchengladbach, auf dem Gelände eines Bauernhofs und ist vollgepackt mit Materialien und Zubehör für rund 1.000 Experimente aus allen Bereichen der Naturwissenschaften. Hier bereitet der ehemalige Jugend-forscht Gewinner aus dem Jahr 2010 seine Versuche vor, die er in seinen Shows zeigt. Er bezeichnet sich selbst als „Science Performer“, der auf Firmenfesten, Schulveranstaltungen oder für Fernsehaufzeichnungen verblüffende Chemie-Experimente zeigt. „Wissenschaft macht Spaß und ich habe große Lust daran, Wissenschaft zu vermitteln und ihr dabei auch den Schrecken zu nehmen“, sagt Eric Siemes und strahlt dabei. Die Begeisterung ist echt und wenn er seine Versuche zeigt, merkt man, dass er es ernst meint. „Die meisten Menschen denken bei Chemie zuerst an Negatives: Unfälle und Emissionen. Bei Physik sieht das zwar etwas anders aus, aber für naturwissenschaftliche Phänomene interessieren sich doch eher Wenige, obwohl sie unser tägliches Leben bestimmen“, so Siemes.

Seine Leidenschaft zur Chemie hat sich bereits als Siebenjähriger gezeigt. Mit dem ersten Chemie-Baukasten, den ihm seine Eltern schenkten, experimentierte er im heimischen Keller und seine Eltern verdanken ihrem Sohn Eric – mehr oder weniger freiwillig – intensive Geruchserlebnisse.  Als er nach der Grundschule die Bischöfliche Marienschule Mönchengladbach besuchte und in die Oberstufe kam, wollte er unbedingt einen Chemie-Leistungskurs wählen. Außer ihm teilten aber nur fünf weitere Schüler die Liebe zur Chemie und so wurde erst einmal nichts daraus. Das wollte Siemes nicht hinnehmen und so überlegte er sich eine Experimente-Show, mit der er andere Schüler interessieren und sie mitziehen wollte. „Das hat funktioniert. Mit flüssigem Stickstoff, Trockeneis und Unterstützung der Chemielehrer Dr. Peter Gerards und Lydia Sonntag-Werkes habe ich eine Chemie-Show gezeigt und am Ende waren es 14 Schüler, die sich für den Chemie-Kurs angemeldet haben.“

Nach der Show bekam er von einer Lehrerin einen Zettel mit der Telefonnummer von Theo Schmitz und der Bitte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Theo Schmitz kennt man als Ideengeber vor und hinter der Kamera für zahlreiche Wissenschaftsshows im Fernsehen – von der „Sendung mit der Maus“ über die „Knoff Hoff Show“ bis zu „Quarks & Co“. Zwischen den beiden hat es dann sofort gefunkt – könnte man sagen. Denn Theo Schmitz unterstütze Eric bei seiner Jugend forscht-Teilnahme, in dem er Edelgase für Versuche in einer Plasmakugel zur Verfügung stellte. Eric Siemes zeigte bei seiner Teilnahme am Regionalwettbewerb der Unternehmerschaft Niederrhein im Jahr 2010 in Krefeld spektakuläre Effekte in einer Plasmakugel.

Er ließ unterschiedliche Gase in die Kugel einströmen und beobachtete, wie sich die Farbe und die Erscheinung der Blitze in der Kugel verändern. Das hatte zuvor noch niemand bei Jugend forscht gezeigt und so war nicht nur die Jury begeistert und ließ ihn beim Landeswettbewerb bei Bayer in Leverkusen starten. Hier konnte er die Jugendjury überzeugen und erhielt den Sonderpreis. Während seiner Jugend forscht-Arbeit nahm er auch Kontakt zu einer der führenden Forscherinnen der Plasmaphysik, Prof. Ursel Fantz, an der Uni Augsburg auf. Er wollte nachfragen und kam in den Austausch mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Professorin.  „Nachfragen und recherchieren ist unerlässlich für einen Wissenschaftler – und insbesondere auch für Jugend forscht-Teilnehmer. Erst wenn man liest, fragt und immer wieder nachfragt, bis man die Frage stellt, die bisher noch keiner gestellt hat, kommt man zu wirklich neuen Erkenntnissen“, so Siemes.

Dass Eric Siemes Chemie studiert, lag auf der Hand. Er schrieb sich nach Abitur und Zivildienst - zum Wintersemester 2011/2012 an der RWTH Aachen ein. Gerade promoviert er und beschäftigt sich mit Fluoreszenzmikroskopie. Warum gerade damit? „In diesem Bereich wurde von wenigen Jahren ein Nobelpreis in Chemie verliehen. Das ist ein spannender Bereich der physikalischen Chemie, das vieles Unsichtbare erst sichtbar macht".

Sein großer Traum ist es, einmal Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation ISS zu begegnen. „Er ist ein toller Botschafter für die Kommunikation von Wissenschaften und ein absolutes Vorbild.“

Bis es so weit ist, arbeitet er an der Uni in Aachen, unterstützt Studierende bei Praktika und zeigt als Selbstständiger mittlerweile europaweit seine Experimente-Shows.  Ein beeindruckender Weg, der noch nicht zu Ende ist!

 

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